April Hailer
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Biographie

Präludium – Kindheit und Jugend

April Hailer wächst als Älteste von fünf Geschwistern am Fuß der Schwäbischen Alb auf. Die Eltern – sie Dorfschullehrerin, er Ingenieur – haben sich 1951 auf einer Musikwoche kennengelernt. Nach den Erfahrungen der ungeheuren materiellen, kulturellen und seelischen Zerstörung des Krieges, ist eine Schütz-Motette eine Offenbarung und Musik heilende Kraft und Zukunftshoffnung. Innerhalb der Familie wird viel gesungen und musiziert. Alle Kinder spielen ein Instrument, meistens freiwillig.

Die Eltern sind geistig weit gespannt, versuchen, ihre Kinder anzuregen, unternehmen viel mit ihnen – »Scho wieder a Kirch«, seufzt der kleine Bruder irgendwann – und sind aktiv in Kantaten- und Singkreis, Haus- und Kirchenkonzerten mit Gleichgesinnten und engagierten Kantoren.

Da sie mit fünf Jahren lesen und schreiben kann, überspringt April Hailer die erste Grundschulklasse. Durch ihren Vater – neben seinem Hauptberuf passionierter Oboist – begeistert sie sich für die Oboe. Sie wird von ihm und Prof. Friedrich Milde, Solo-Oboist des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart unterrichtet. Über 20 Jahre spielen ihre Schwester, ihr Vater und sie als die »Hailer-Oboen« in vielen Konzerten im süddeutschen Raum die kammermusikalischen Werke des Barock, besonders Johann Sebastian Bachs Kantaten, Oratorien, große Passionen. 1997 musizieren sie ihr letztes gemeinsames Bach’sches Weihnachtsoratorium im Münster Heilsbronn und der Kongresshalle Fürth unter der Leitung von Klaus Bucka. Prägende Erlebnisse. Und: Fundament, nicht nur für den beruflichen Werdegang.

Als junge Erwachsene beschließt April Hailer, ihren Vornamen Gabriele in April Gabriele zu ändern. Ein erster Vorstoß auf dem Standesamt wird vom Standesbeamten abgelehnt. April sei zudem nicht eindeutig weiblich. Unterstützt von ihren Eltern und dem Oberbürgermeister geht es dann doch – und Geburtsurkunde und Pass werden geändert.

Ausbildung

Sie verlässt das Gymnasium nach der 11. Klasse und macht ein mehrmonatiges Praktikum in einem Kinderheim für behinderte Kinder und Erwachsene. Nach einem Schulwechsel an eines der ersten Baden-Württemberger Gymnasien, die die Oberstufenreform eingeführt hatten, »retten« sie Französisch und Musik als Hauptfächer. Nach dem Abitur (Leistungskurs Musik) studiert sie an der Universität Mozarteum Salzburg Schauspiel und Regie (Prof. Dietrich Haugk).

Theater und Musik

April Hailer beginnt ihre Theaterkarriere 1981 an den Städtischen Bühnen Heidelberg. 1983 verlässt sie das Ensemble und ist von nun an freiberuflich tätig.

Die Rolle der Lillian Holiday in »Happy End« (Lane/Brecht/Weill) 1985 am Staatstheater Stuttgart wird zur Initialzündung für das Musiktheater.

Sie gastiert in den Folgejahren als Protagonistin in zahlreichen Schauspiel- und Musiktheaterproduktionen an renommieren Bühnen, u. a.: Freie Volksbühne Berlin, Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Hannover, Staatstheater Stuttgart, Freilichtspiele Schwäbisch Hall, Freilichtspiele Feuchtwangen, Ulmer Theater, Staatstheater am Gärtnerplatz München, Oper Bonn, Oper Magdeburg, Renaissance-Theater Berlin, Neukölner Oper Berlin, Friedrichstadtpalast Berlin, Komödie Düsseldorf, Komödie im Bayerischen Hof München, Deutsches Theater München, Museumsquartier Wien, Theater 11 Zürich, St. Pauli Theater Hamburg, Hamburger Kammerspiele, Musiktheater Linz, Opéra National de Lyon.

Zusammenarbeit mit den Regisseuren Hans Neuenfels, Jossi Wieler, David Mouchtar-Samorai, Stefan Barbarino, Hellmuth Matiasek, Imo Moskowicz, Liz Verhoeven, Irene Mann, Pavel Fieber, Daniel Ris, Andreas Gergen, Frank Lorenz Engel, Christian Brey, Sewan Latschinian, Thomas Enzinger u. v. a.

Einige Stationen

Die Premiere ihrer musikalischen One-Women-Show »April April – Funny Women in Concert« (Musical Director: Christoph Pauli / TV-Regie: Pit Weyrich) 2001 im Prinzregententheater München wurde vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt. Mit dem Programm tourte sie anschließend durch Deutschland. Es folgten weitere musiktheatralische Solo- und Ensembleprogramme unter ihrer Federführung.

2004, 2006 und 2007 war sie Protagonistin der auf sie zugeschnittenen Weihnachtsrevue »Jingle Bells« am Friedrichstadtpalast Berlin (Regie Jürgen Nass).

Am Staatstheater am Gärtnerplatz konnte man sie 2012 im Musical »Grand Hotel« als exzentrische Ballettdiva Elizaveta Gruschinskaja erleben (Regie Pavel Fieber).

Am St. Pauli Theater war sie die Karrierefrau im Originalcast der Wechseljahresrevue »Heiße Zeiten« (Regie Gerburg Jahnke) und gastierte damit in Köln, Düsseldorf, München, Zürich, Bern, Wien.

Am Opernhaus Magdeburg spielte sie von 2011 bis 2013 die Dolly Levi in »Hello, Dolly!« (Regie Leonard Prinsloo).

2013 stand sie bei den Luisenburg-Festspielen im Musical »Spamalot« als Fee aus dem See (Regie Christoph Zauner) und am Theater Pforzheim in der Chanson-Operette »Das Feuerwerk« (Regie Wolfgang Dosch) als Iduna auf der Bühne.

Auf der Luisenburg gastierte sie 2015 erneut als Fräulein Schneider im Musical-Klassiker »Cabaret« (Regie Robin Telfer).

In der deutschen Erstaufführung des Musicals »The Addams Family« 2014 im Zeltpalast Merzig und im Musicaltheater Bremen (Regie Andreas Gergen) sang und spielte April Hailer die Alice Beinicke (Live-Mitschnitt auf CD mit Uwe Kröger, Edda Petri, Jana Stelley u. a.). 2017 war sie mit der Produktion am Deutschen Theater München zu Gast.

Im Sommer 2016 eine weitere DSE im Zeltpalast Merzig: als Roz Keith im Dolly-Parton-Musical »9to5 – Warum eigentlich bringen wir den Chef nicht um?« (Regie Alex Balga).

2017 war sie Norma Desmond, die tragische Stummfilmdiva im Musical »Sunset Boulevard« bei den Burgfestspielen Bad Vilbel (Regie Benedikt Bormann).

2015 und 2019 sang sie an der Opéra de Lyon – »Opernhaus Europas des Jahres 2017« – (in Koproduktion mit dem Théatre Croix-Rousse) La Diseuse in Boris Blachers Oper »Roméo et Juliette« (Regie Jean Lacornerie).

Am Musiktheater/Landestheater Linz gastierte sie 2018 als Mother Dear in der Musical Comedy »Betty Blue Eyes« (DSE) unter der Regie von Christian Brey.

2021–2023: Sie ist Maria in Sewan Latschinians Inszenierung des Weihnachtsstücks »Josef und Maria« von Peter Turrini an den Hamburger Kammerspielen und auf Gastspielreise.

Als Fürstin Bozena Cuddenstein von Chlumetz sorgt sie in der Operette »Gräfin Mariza«, in der Inszenierung von Thomas Enzinger 2022/23 am Musiktheater Linz für ein Happy End.

In »Follies« von Stephen Sondheim/James Goldmann spielt/singt sie aktuell den Film- und Fernsehstar Carlotta Campton („I’m still here“) am Hessischen Staatstheater Wiesbaden (Spielzeit 2023/2024) unter der Regie von Tom Gerber.

Fernsehen

Deutschlandweit bekannt wurde sie in den 90er Jahren als Komödiantin mit der RTL-Sendung »Wie bitte?!« (Bayerischer Fernsehpreis), die den Problemen von Bürgern mit Versicherungen, Behörden, Unternehmen mit satirischen Mitteln Gehör verschaffen möchte.

Einen Publikumshit landete sie mit ihrer »April-Hailer-Show« (1997–2000 im ZDF), die für »Die Goldene Rose von Montreux« nominiert wird.

Vor der Kamera hat sie immer wieder Vielseitigkeit bewiesen durch differenzierte Rollenportraits und berührende Charaktere – sei es in Fernsehspielen wie in Oliver Storz’ preisgekröntem TV-Film »Drei Tage im April«, in »Zart und Schuldig« mit Partner Dieter Pfaff, im Thriller »Gefährliche Nähe, und Du ahnst nichts« mit Partner Tobias Moretti, in »Die Dickköpfe« an der Seite von Harald Krassnitzer und Ottfried Fischer (Regie Walter Bannert), in »Ein Geschenk des Himmels« mit Walter Sittler (Regie Olaf Kreisen) u. a. oder auch in Fernsehserien wie »Tatort«, »Traumschiff«, der schwäbischen Erfolgskomödie »Die Kirche bleibt im Dorf«, der holländischen Adaption der »Läusemutter« oder in »Bettys Diagnose«.

Radio

Besonders dem Bayerischen Rundfunk war sie über zwei Jahrzehnte durch die Kinderfunksendung »Das Sonntagshuhn« verbunden – in ihrer Doppelrolle als Titelfigur und deren kleinem Bruder Max.

Jurorentätigkeit

2013 und 2015 war sie Jurorin im Finale des Bundeswettbewerbs Gesang für Musical/Chanson.

Lehrtätigkeit & Coaching

April Hailer war Gastdozentin an der Universität Mozarteum Salzburg und ist Gastdozentin für Schauspiel im Studiengang Musical an der Bayerischen Theaterakademie August Everding München und Gastprofessorin an der University of Agder Norway. Darüber hinaus gibt sie in Seminaren, Workshops, Individual-Coachings ihr Wissen weiter.

Regie

2016: Das Off-Broadway Musical »I love you, you’re perfect, now change« im Silbersaal des Deutschen Theaters mit 8 Absolventen des Musicalstudiengangs in 40 Rollen

2018: Das Musical »The Addams Family« am TfN Theater für Niedersachsen

2019: Die Komödie »Bella Donna« von Stefan Vögel am TfN Theater für Niedersachsen

2020: Die Wechseljahresrevue »Heiße Zeiten« am Velvets Theater Wiesbaden – dem einzigen schwarzen Theater Deutschlands

2021: Das Musical »Working« von Stephen Schwartz und Nina Faso – Master-Abschlussprojekt der Bayerischen Theaterakademie August Everding München

Bergbäuerin

Als Gefährtin eines Bergbauern ist April Hailer Bäuerin auf einem 1.750 m hoch gelegenen Hof für Milchwirtschaft.

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